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Der fl�ssige Wald

Tieflandfluss im Regenwald von Peru. (Foto: R. Butler)


DER WALDFLUSS—FLUSSTYPEN


WILDWASSER
Leute, die zum ersten Mal den Amazonas oder andere breite tropische Fl�sse besuchen, sind oft schockiert, wenn sie das schlammbraune, beinahe verschmutzt aussehende Wasser sehen. Diese Farbe kommt jedoch nicht von Abw�ssern oder Umweltverschmutzung, sondern von der enormen Menge an Ablagerungen (Sediment) im Wasser. Aufgrund von heftigen tropischen Regenf�llen werden jeden Tag Tonnen von Sediment aus dem Gebirge und dem Abfluss der anliegenden Waldgebiete in die Regenwaldfl�sse gesp�lt. Die Sedimentlast ist dort noch gr��er, wo die B�den durch Abholzung schutzlos geworden sind und massive Mengen von Oberboden durch Regenf�lle weggeschwemmt werden.

Obwohl sie wie Milchkaffee aussehen, sind solche tropischen Fl�sse allgemein als Wildwasser- oder Braunwasserfl�sse bekannt. Da Wildwasserfl�sse oft von einer gro�en Anzahl an s�urehaltigen Nebenfl�ssen versorgt werden, sind sie aufgrund ihres relativ niedrigen Gehalts an Mineralien relativ weich hinsichtlich der Wasserh�rte und haben einen leicht sauren bis neutralen pH-Wert (6,3-7,0).

Tropische Wildwasserfl�sse sind die typische Art von breiten Fl�ssen in tief gelegenen tropischen Regenw�ldern. Da solche Regenw�lder allgemein flach sind und wenige Erhebungen aufweisen, haben breite tropische Fl�sse wenig Gef�lle und flie�en relativ tr�ge durch den Wald. Der Amazonas zum Beispiel f�llt vom peruanischen Flusshafen Iquitos aus � ganze 3700 km vom Meer entfernt � nur um 105 m ab. Der Fluss hat also ein Gef�lle von nur 2.8 cm / km.

Einige der am besten an die Undurchsichtigkeit des schlammigen Wildwassers angepassten Tiere sind die Flussdelfine, die man in Regenwaldfl�ssen wie Amazonas, Ganges und Indus findet. Flussdelfine verf�gen �ber ein sehr geringes oder gar kein Sehverm�gen und nutzen Ultraschall zur Navigation und zur Ortung von Beute. Flussdelfine kommen am h�ufigsten in den offenen Flusskan�len vor, obwohl sie sich w�hrend �berschwemmungen im Amazonasgebiet auch in den �berfluteten Waldgebieten bewegen.

Kleinere Fl�sse im tropischen Regenwald sind sich in ihrer Zusammensetzung und ihrem Wasserfluss nicht so gleich wie breite Tropenwaldfl�sse, die meist Wildwasserfl�sse sind. Neben Wildwasser sind im tropischen Regenwald typischerweise zwei weitere Arten von Gew�ssern anzutreffen: Schwarzwasser- sowie Klar- oder Blauwasserfl�sse.


Strand am Schwarzwasserfluss Rio Negro in Brasilien

H�ufiger als Klarwasserfl�sse sind in im Flachland gelegenen tropischen W�ldern Schwarzwasserfl�sse. Der Begriff Schwarzwasser beschreibt das Aussehen des Wassers solcher Fl�sse, das die Farbe von dunklem Kaffee hat. Diese Farbe entsteht durch die Auswaschung von Tanninen aus den zerfallenden Bl�ttern der angrenzenden Vegetation. Schwarzwasserfl�sse weisen au�erdem eine bemerkenswerte Wasserklarheit auf, so klar, dass man bis zu neun Metern weit sehen kann. Nach Gewittern k�nnen Schwarzwasserfl�sse jedoch ihre typische Klarheit verlieren und sich verf�rben, wenn Sediment aus dem umgebenden Wald abflie�t. Innerhalb von ein paar Stunden bis zu ein paar Tagen kehren die normalen Bedingungen zur�ck.

SCHWARZWASSER/B>


Rio Negro, Brasilien 1999
Chemisch gesehen sind Schwarzwasserfl�sse sehr arm an gel�sten Mineralien und haben h�ufig keine messbare Wasserh�rte. Das sehr s�urehaltige, fast sterile Wasser mit einem pH-Wert zwischen 3,5-6 begrenzt das Vorkommen von Parasiten und Bakterien auf ein Minimum. Aus diesem Grund gelten Schwarzwasserfl�sse als zu den saubersten nat�rlichen Gew�ssern der Welt geh�rend und werden am h�ufigsten verglichen mit "leicht verschmutztem destilliertem Wasser�. Die Wasserchemie von Schwarzwasser verhindert auch die Vermehrung von Insektenlarven, so dass der Wald um Schwarzwasser herum im Hinblick auf am Boden lebende Moskitos eher weniger anstrengend ist.

Um manche reine Schwarzwasserfl�sse herum liegen Schwarzwasserw�lder, die sich von gew�hnlichen Regenw�ldern unterscheiden. Der S�uregehalt des Wassers beschr�nkt die Anzahl von Baumarten, die im Gebiet um den Fluss wachsen k�nnen. Die geringe Vielfalt an B�umen sorgt f�r eine geringere Bandbreite an Insektenarten, da Insektenarten, die sonst andere Baumarten best�uben und sich von diesen ern�hren w�rden, in Schwarzwasserw�ldern keine Chance haben. Dies f�hrt in Verbindung mit den rauen Wasserbedingungen von Schwarzwasserfl�ssen zu einer Gesamtvielfalt an Insekten, die um einiges geringer ist als in anderen W�ldern. Dementsprechend ern�hren Schwarzwassergebiete eine geringere Anzahl von anderen Tierarten.

Der Grund f�r die weiche, s�urehaltige Beschaffenheit von Schwarzwasser liegt darin, dass die meisten Schwarzwasserstr�me ihren Ursprung im tropischen Wald des Flachlands haben, wo die alten B�den �ber keine Mineralien verf�gen, die die Wasserh�rte erh�hen w�rden. Die S�urehaltigkeit von Schwarzwasserfl�ssen wird durch die Tannine verst�rkt, die von zerfallenden Bl�ttern freigesetzt werden.

"Vermischung der Gew�sser� bei Manaus, Brasilien. Die Aufteilung zwischen dem Wasser des Amazonas und dem Schwarzwasser des Rio Negro ist kilometerweit klar zu sehen. Das unterste Satellitenbild wurde freundlicherweise von DigitalEarth 2005 zur Verf�gung gestellt.
Da Schwarzwasserfl�sse direkt vom Abfluss aus dem umliegenden Regenwald versorgt werden, dessen B�den allgemein einen geringen N�hrstoffgehalt aufweisen, sind diese Fl�sse arm an N�hrstoffen, und die umliegenden �berschwemmungsgebiete sind weniger zur Kultivierung geeignet als diejenigen in gr��eren Wildwasserfl�ssen wie dem Amazonas. Wegen des geringen N�hrstoffgehalts der B�den entlang der Ufer des Rio Negro ist der Fluss bei den Indianern als der Hungerfluss bekannt. In �hnlicher Weise versorgen Schwarzwasserfl�sse eine geringere Menge an Lebensformen als die umliegenden Wildwasserfl�sse, obwohl sie dazu neigen, eine enorme Vielfalt an Fischarten aufzuweisen.

Fische haben sich speziell an die Bedingungen im Schwarzwasser angepasst. Viele der Fischarten, die im Schwarzwasser leben, sind au�erhalb der Tropen am besten wegen ihrer Beliebtheit als Aquarienfische bekannt. Diskusfische, Skalare, Arowanas, Elefantenr�sselfische, viele Guramis und Salmler sind ein paar Beispiele f�r Schwarzwasserfischarten, die als Aquarientiere gehalten werden. Von den leuchtenden, schillernden Farben vieler Schwarmfische wie der Salmler nimmt man an, dass sie dem Schwarm dabei helfen, seine Mitglieder in den dunklen Gew�ssern zu erkennen.

Der Arowana, manchmal als Aquarienfisch gehalten, ist wegen seiner F�higkeit zu springen auch als der "Affenfisch� bekannt —nach Berichten springt er bis zu 1,8 m senkrecht. Er nutzt diese F�higkeit, um seine Beute zu fangen, zu der Insekten, kleine Tiere und sogar junge Affen und Faultiere z�hlen k�nnen. Der Arowana ist ein gro�er, l�nglicher, fast aal�hnlicher Fisch, der an der Oberfl�che schwimmt und nach Beute Ausschau halt.

Der Rio Negro in Brasilien ist einer der breitesten Fl�sse der Welt (bis zu 8 km an seiner M�ndung) und der ber�hmteste Schwarzwasserfluss. Im Gegensatz zu dem Wildwasserfluss Amazonas (an dieser Stelle der Rio Solimones), der seine Urspr�nge in den Bergt�lern der Anden hat, entspringen die Zufl�sse des Rio Negro in den alten Felsformationen des Schilds von Guyana und flie�en durch Regenw�lder mit wei�em Sand. Die Unterschiede zwischen dem Schwarzwasser des Rio Negro und dem Wildwasser des Amazonas sind dort klar ersichtlich, wo die beiden Fl�sse bei Manaus, Brasilien zusammentreffen. Die Fl�sse flie�en nebeneinander, deutlich verschieden als getrenntes wei�es und schwarzes Wasser, bevor sie nach einigen Kilometern zusammenlaufen.


Klarwasserstrom in Malaysia

KLARWASSER

Klarwasser- oder Blauwasserfl�sse werden wegen ihres klaren Wassers so genannt. Solche Gew�sser sind recht h�ufig in Form von B�chen und Fl�ssen zu finden, die durch altes Gestein flie�en, sie sind aber weniger reichlich im tropischen Regenwald des Flachlandes zu finden. Klarwasserfl�sse findet man vor allem im Hochland, wie in S�damerika in den Schilden von Guyana und Brasilien, wo Berg- und Nebelwald w�chst. Wegen ihrer H�henunterschiede, und weil sie oft �ber Gestein flie�en, sind Klarwasserfl�sse h�ufig rei�end und schnell.

Klarwasserfl�sse haben einen h�heren pH-Wert und beinhalten einige gel�ste Mineralien, wodurch das Wasser h�rter als das von Schwarzwasser- wie auch Wildwasserfl�ssen wird. Es gibt nicht viel Schwebstoff, da die Felsformationen sehr alt sind und nicht mehr in der Str�mung erodieren.

Aufgrund ihrer Klarheit und ihres Mineraliengehalts erm�glichen manche Klarwasserfl�sse ein reiches Pflanzenwachstum. Zus�tzlich wachsen auf dem Felssubstrat ausgiebig Algen, die eine Vielzahl von Saugmaulwelsen, ern�hren, einer weiteren beliebten Aquarienfischart, die allgemein als Plecos bekannt ist..

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Mehr Informationen zum Lebensraum tropischer S��wasserfische gibt es unter S�sswasserbiotope und Tropische S��wasseraquarienfische


Fragen im R�ckblick:
  • Welches sind die drei h�ufigsten Wassertypen im Regenwald??

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Fortsetzung: Fl�sse, Str�me und B�che







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©2007 Rhett Butler